Jetzt endlich will ich von der Arbeit an unserem Dach schreiben.
Es handelt sich um ein altes Ziegeldach, aber in Finnland (und wohl auch anderweits) gibt es zwei verschiedene Arten von Ziegeln: Ziegel aus gebranntem Ton, die mindestens 100 Jahre halten, und Ziegel aus Beton, die nicht so haltbar sind. Zum Glück handelt es sich bei den Dachziegeln auf unserem Wohnhaus um die ersteren, sodass also nicht das ganze Dach mit neuen Ziegeln gedeckt werden musste. Auf dem Dach von unserem Stall sind alte Betonziegel, und man merkt es wirklich schon, dass einige von ihnen geradezu in der Hand zerbröckeln, wenn man versucht, sie auszutauschen.
Aber auch an den alten tönernen Dachziegeln hat der Zahn der Zeit genagt: ein guter Teil ist an den Seiten abgesplittert und teilweise auch oben auf den Ziegeln sind Platten abgesprungen. Etwa ein Fünftel der Ziegel war kaputt, sodass wir uns entschieden haben, einen Teil unseres Daches mit neuen Ziegel zu decken, um dann genug Ersatzziegel für die anderen Dachteile zu haben.
Unser Dach besteht hat zwei Firste, die L-förmig zueinander angeordnet sind. Somit haben wir vier schiedene Teile, von denen zwei deutlich kleiner sind, und zwei sehr viel größer. Für den Sommer 2017 habe ich mir die nordwestliche Seite des Daches vorgenommen, an dem die beiden Firste aufeinander treffen. Die sogenannten Kehlen, an denen die Dachteile aneinander stoßen, haben eine kleine Regenrinne an der Nahtstelle, und hier ist ab und zu auch Wasser ins Haus gekommen, wenn es besonders stark gegossen hat. Das war auch der Hauptgrund, weshalb wir uns an die Dachrenovierung gemacht haben.
Der erste Arbeitsabschnitt war also das Abdecken des Dachteiles, auf den die neuen Ziegel kommen sollten. Dabei musste auch ein Teil des anderen Dachteils auf der anderen Seite der Kehle freigelegt werden, damit ich das Zwischendach besser abdichten konnte. Normalerweise wird unter ein Ziegeldach noch ein Dach aus Dachpappe gebaut, das die wenigen Tropfen auffängt, die zwischen den Ziegeln durchkommen können. Weil es der Sonne nicht ausgesetzt ist, hält es auch genauso lange wie die Ziegel des äußeren Daches. Bei uns haben sich aber die Erbauer diesen Schritt gespart: Als unser Haus 1917 und die seitliche Erweiterung ca. 1928 gebaut wurden, haben sie ein Dach aus dünnen Holzschindeln bekommen. Die halten wenn alles gut geht vielleicht 10 bis 15 Jahre. Als die Holzschindeln dann undicht wurden, was anscheinend genug Geld da, um sich wirkliche Tonziegel zu kaufen. Das muss schätzungsweise in den 1930er Jahren gewesen sein, wohl vor dem Kriegt, denn die Qualität der Ziegel es wirklich gut. Dabei haben sie einfach die alten, schon undichten Holzschindeln draufgelassen, dann Latten aufgenagelt und die Ziegel einfach drüber gelegt.
Leider sind die Holzschindel wirklich nicht mehr regendicht, das haben wir feststellen müssen. Auch im Juni, eigentlich die beste Zeit für solche Arbeiten, regnet es ab und zu, und eine Regen sollte genau am nächsten Morgen um 6 Uhr aufziehen, als wir erst die Hälfte es Daches mit den neuen Ziegeln wieder eingedeckt hatten, weil ich die Abdichtung der Regenrinne in der Kehle noch nicht fertig hatte. Wir hatten einige alte Planen, mit denen wir alles abgedeckt haben.
Trotzdem bin ich um etwa 6 Uhr aufgewacht und habe oben festgestellt, dass es reintropft. Ich habe ziemlich viele Lappen und Eimer unter das Dach an die tropfenden Stellen gestellt, aber das hat alles nichts genützt: etwa eine halbe Stunde später kam das Wasser durch die Decke in unser Bett! Wir haben zuerst versucht, noch eine etwas besser erhaltene Plane über die Stelle zu legen. Auch das hat nichts genützt. Zum Glück hatte Sanna die gute Idee, neue Planen aus dem Baumarkt zu holen, der um halb 8 aufmachte. Die haben wir dann im strömenden Regen über die schon da liegenden zwei Schichten Planen gelegt – und sofort was das Dach wieder dicht.
Es wäre sicher sinnvoll gewesen, das ganze Dach neu mit Dachpappe zu decken und erst dann die alten Ziegel wieder aufzubringen, aber dazu hat unsere Zeit einfach nicht gereicht. Die Situation ist also die gleiche wie die letzten 80 Jahre: das Dach ist dicht, solange die Ziegel ganz sind. Wenn welche brechen, müssen sie schnell ausgetauscht werden, damit es nicht reinregnet. Das Problem war eben auch die Regenrinne und nicht so sehr das Unterdacht. Die Regenrinne an der Kehle war nur etwa 20 cm breit, wovon 10 cm die eigentlich Rinne waren und ca. 5 cm der Rand auf jeder Seite. Bei sehr starkem Regen konnte die Rinne nicht mehr alles Wasser fassen, sodass es über die Ränder gelaufen ist und dann durch das undichte Unterdach seinen Weg nach innen gefunden hat. Ich habe jetzt unter die Regenrinne eine Lage Dachpappe installiert, und darüber noch eine neue Regenrinne machen lassen, die nun 60 cm breit ist, mit 25 cm Rand auf jeder Seite.
Hier die Bilder vom Dachdecken des Teiles mit den neuen Ziegeln.
Ein großer Dank gilt Judith für die viele Hilfe!