Die nächsten Dachteile waren schon etwas größer, aber waren mit der Erfahrung vom ersten Abschnitt halbwegs gut in zwei Wochen erledigt. Das Gerüst habe ich diesmal selber gebaut, es hatte schön viel Platz und war eigentlich wie ein Balkon, auf dem wir auch einmal in der Sonne gesessen haben.
Zum Dachdecken gehören wohl auch die kleinen Katastrophen; beim ersten Teil ist wirklich das Wasser reingelaufen, beim zweiten Abschnitt konnte ich es vermeiden. Ich hatte mir das Abdecken aufgeteilt: erst das kleinere Dreieck, dann die erste Hälfte des größeren und schließlich der Rest. Beim Eindecken, als also alle Ziegel schon gesäubert waren und die Ersatzziegel schon oben auf dem Dach waren, hat der Wetterbericht gemeldet, dass es im 1 Uhr nachst anfängt zu regnen. Ich hätte mir gerne die Hälfte der Arbeit für den nächsten Tag gespart, aber so musste ich weitermachen, bis es dunkel wurde. In der Dämmerung um halb Elf (Anfang August geht das noch) war ich dann endlich fertig und vollkommen erledigt. Aber eine halbe Stunde später fing der Regen an, so dass ich sehr froh war, weitergemacht zu haben.
Im Juni 2018 ging es weiter mit der Südwestseide. Sie besteht aus einem großen geraden Dach ohne Knicke. Auch diesmal habe ich das Gerüst wieder selbst gebaut; dadurch konnte ich mir Zeit nehmen und das Gerüst noch für einige Wochen stehen lassen. An Zeit hatte ich mir für diesen letzten Teil zwei Wochen reserviert.
Eigentlich wollte ich die Ziegel in drei Teilen herunternehmen und dann gesäubert gleich wieder decken, damit das Gerüst nicht die ganze Last der Ziegel tragen muss. Denn bis zur Erde wollte ich sie gar nicht mehr transportieren, sie sollten ja nur gesäubert werden und wieder aufs Dach.
Dann beschloss ich aber doch, es noch etwas besser zu machen als auf der ersten Dachhälfte und ein zusätzliches Unterdach einzubauen. Das besteht aus Pressfaserplatten, die auf die alten Holzschindeln gelegt wurden. Darauf schraubte ich dann neue Dachlatten für die Ziegel an. Die Pressfaserplatten sind natürlich eigentlich nicht wasserfest, aber sie müssen ja auch nur mal ein paar Tropfen aufhalten, wenn ein besonders starker Regen fällt. Und der Handwerker, der mich beraten hat, meinte, er hätte ein Dach mit solchen Platten gesehen, dass auch noch nach 10 Jahren nicht undicht geworden ist.
Das bedeutete natürlich etwas mehr Arbeit, und vor allem musste ich die Ziegel dann doch in zwei Teilen runternehmen, damit die Aufteilung der Faserplatten passte. Als ich alle Ziegel der zweiten Hälfte auf dem Gerüst hatte, war mit etwas unangenehm zumute, denn das Gerüst begann unangenehm zu schwingen, wenn man sich bewegte. Man konnte auch deutlich sehen, wie sich die Bretter unter der Last durchbogen. Ich habe noch einige zusätzliche Querverstrebungen eingebaut, und wie sich dann beim Abbauen herausstellte, was das auch wirklich nötig gewesen: einige der Schrauben, die das Gerüst zusammen hielten, waren unter der Belastung einfach abgebrochen, andere hatten sich sehr verbogen.
Die Arbeit war nötig, einige der Ziegel auf der Südseite hatten schon richtig Löcher! Meine Ersatzziegel von der neu eingedeckten Seite reichten gerade so, es sind vielleicht noch 30 Stück übrig für kommende Reparaturen! Aber so konnten wir dem Dach noch einmal mindestens 30 neue Lebensjahre geben.