Spannkarton und Tapezieren

In einem alten Haus ist es existenziell wichtig, mit atmenden Materialien zu arbeiten, damit sich kein Kondenzwasser etwa an undurchlässigen Schichten bilden kann (z. B. eine Dampfsperre, wie sie meistens in neue Häuser eingebaut wird), dass irgendwann besonders in dem feuchten finnischen Klima zu Schimmelbildung führen würde.

Wir hatten die alten Spannkartonwände in unserem Schlafzimmer entfernt, weil sie so dreckig gewesen sind. Einige Jahre hatten wir die dunklen Balken sichtbar, stellten aber fest, dass es irgendwie nicht zum Stil dieses Hauses passte, so schön auch das Holz aussieht. Die Balken waren eben auch ursprünglich nicht dafür gedacht gezeigt zu werden, waren also einfach nicht besonders schön geglättet.

Man könnte mit verschiedenen Platten die Wand verkleiden, auch Gipsplatten würden sich eignen, machen natürlich die Wand völlig grade, was dann wieder zur mit Laufe der Zeit gekrümmten Decke nicht mehr passen würde. In einem alten Haus kommt man schnell in einen Teufelskreis, wenn man eine Wand begradigen will, dass dann auf einmal die anderen Wände, die vorher in Ordnung waren, auch alle schief aussehen. Damit wollte ich erst gar nicht anfangen.

An die Außenwand habe ich Holzfaserplatten genagelt (12 mm), die eine kleine zusätzliche Dämmung leisten. Darauf wurde sog. Makulaturtapete, also unbedruckte Papiertapete geleimt. Die Malereien sind auf diese Papiertapete gemacht. Auch die anderen Wände wollte ich mit diesen Platten verkleiden, aber ich habe die Säume nicht wirklich inbekommen. Die Platten folgten auch stark dem Verlauf der Bohlen, die innerhalb der Wand teilweise sehr schief waren. Nach etwas Bedenken, weil es sich um ein anspruchsvolles Verfahren handelt, habe ich mit für die alte Technik der Spannkartons entschieden. Ein Karton (die Bahn ist 1,5 m breit!) wird über Nacht mit Wasser befeuchtet, sodass er sich ausdehnt. Dann an den Rändern an die Wand genagelt, bevor er trocknen kann. Beim Trocknen spannt sich der Karton dann und zieht sich über die ganze Wand stramm.

Wir hatte damit schon Erfahrung im Wohnzimmer, wo wir es aber von einer Malerin machen ließen (siehe hier). Durch einige YouTube-Videos ermutigt, habe ich mich dann an die Arbeit gemacht.

Für das erste Mal ist es ganz gut geworden, aber natürlich wird ein Fachmann all die Fehler, die ich gemacht habe, schnell sehen. Teilweise hat die Befestigung an den Rändern, die mit Nägeln vorgenommen wird, wieder nachgegeben. An einigen Stellen habe ich wohl auch nicht schnell genug gearbeitet, sodass der Karton schon angetrocknet war, bevor ich ihn ausreichend befestigen konnte. Also hat er sich dann auch nicht mehr genügend gespannt.

Auf diesen Spannkarton kann man nur Papiertapeten kleben, weil die heutzutage üblichen Non-Woven-Tapeten sich nicht mit der Luftfeuchtigkeit ausdehnen und wieder zusammenziehen. Bei den Tapeten ist die Auswahl sehr gering, vor fünf Jahren gab es auch noch von den großen Herstellern einige Malle, heute scheint es, dass man nur noch von alternativen kleinen Fabriken Papiertapeten kaufen kann, die dann oft mit den alten Mustern von vor vielen Jahrzehnten bedruckt sind.

Darunter sind viele Muster, die unserem heutigen Geschmack nicht mehr entsprechen, aber auch einiges, was immernoch oder schon wieder sehr ansprechend aussieht. Die größte Schwierigkeit bei der Auswahl war, dass ein Hauptteil der Tapeten mit dunklen floralen Mustern bedruckt sind.

Für ein florales Muster haben wir uns auch entschieden, ein Muster aus den Fünfziger-Jahren mit dem Namen Kirschbaum (Kirsiikkapuu), wie hier vorgestellt.

Mit dem Tapezieren hatten wir ja auch schon Erfahrung gesammelt im Kinderzimmer, und ich muss sagen, jetzt beim zweiten Mal ist es schon durchaus sehr viel besser geworden – und vor allem waren kaum noch Flüche nötig, um die langen Tapetenbahnen zur Mitarbeit zu bewegen.

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